Registrierung Mitgliederliste Administratoren und Moderatoren Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite  

Forum Wissenschaft und moralische Verantwortung » Forum Wissenschaft und moralische Verantwortung » Die offene Gesellschaft » Brief an Frau Prof. Dr. Johanna Wanka » Hallo Gast [anmelden|registrieren]
Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Ekkehard Friebe Ekkehard Friebe ist männlich
Moderator




Dabei seit: 23.11.2005
Beiträge: 1154

Brief an Frau Prof. Dr. Johanna Wanka Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Mit Brief vom 15.11.2006 schrieb Herr Prof. Dr. habil. Gottfried Anger, Mitherausgeber des Gemeinschaftsbuchwerkes: "Was von moderner Physik bleibt und f?llt", an Frau Prof. Dr. Johanna Wanka, Ministerin f?r Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg unter anderem Folgendes:

Zitat:

Berlin, den 15.11.2006

Sehr verehrte Frau Prof. Wanka,
in den vergangenen zwei Wochen hatte ich in Berlin ?u?erst interessante Gespr?che mit dem international sehr bekannten Geod?ten Prof. Helmut Moritz (TU Graz, fr?her TU Berlin) und dem Neurologen Prof. Gerald Ulrich (FU Berlin). Sowohl in der Geod?sie und Geophysik als auch in der Hirnforschung werden die vom Prinzip her dringend notwendigen Untersuchungen auf physikalischem und theoretischem Gebiet an die Seite gedr?ngt und immer mehr durch rein experimentelle Untersuchungen und numerische Verfahren ersetzt. Das f?hrt zu einer Verflachung der Naturwissenschaften, was f?r unser Land sehr schlimme Folgen haben kann. Weiter haben nach Sir Isaac Newton (Principia 1687, Deutsche ?bersetzung S. 511) Hypothesen nichts in der Experimentalphysik zu suchen. Und dabei verwendet die theoretische Physik zum gro?en Teil Hypothesen f?r ihre Untersuchungen, die nicht an der Realit?t nachgepr?ft sind. Das hat z. B. in der Medizin schlimme Folgen, da diese Vorgehensweise zu keinen real world solutions f?hrt. Solche Untersuchungen bleiben meist nur mathematische Untersuchungen. Nur die Einheit von Theorie und Praxis liefert sinnvolle Ergebnisse: praxis cum theoria.

Indien und China dr?ngen unaufhaltsam auf den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Markt. Die dortigen Menschen m?ssen hart arbeiten, um zu ?berleben. Wir kennen diese Dinge nach 1945. Das kann zur Folge haben, da? unser Land in wenigen Jahren international nicht mehr interessant ist. Und dabei gingen fr?her von Deutschland wesentliche Impulse aus. Ursache f?r diese Schwierigkeiten ist das Mittelma?, was sich in der Bundesrepublik Deutschland breit gemacht hat. Man findet alles in dem Buch
Albrecht M?ller, Machtwahn - Wie eine mittelm??ige F?hrungselite
uns zugrunde richtet. Droemer Verlag, M?nchen 2006.
Albrecht M?ller war seit Willy Brand im Bundeskanzleramt t?tig und kennt somit die Situation genau. In einem Brief an den Bundespr?sidenten Prof. Horst K?hler vom 28.9.2006 (Anlage 1), in welchem ich auf die zum Teil vielen Fehler in der Medizin aufmerksam gemacht habe, sind diese Dinge aufgeschrieben. Aber wer interessiert sich f?r die notwendigen Korrekturen. Wissenschaftler, die auf solche Fehler aufmerksam machen, werden fristlos entlassen!! Man findet alles in www.neundorf.de (TU Cottbus), www.bourbaki.de und www.ekkehard-friebe.de (beide M?nchen) und meiner Homepage http://members.aol.com/GottfriedAnger/myhomepage dargestellt.

Prof. Helmut Moritz, der sehr viel gereist ist und vorher lange Zeit an der Ohio State University (USA) arbeitete, sagte mir vor zwei Wochen, da? es f?r komplexe Systeme der Natur praktisch keine systematischen Untersuchungen gibt und somit jeder seinen eigenen (zum Teil sinnlosen) Weg geht. Diese Situation sei zu vergleichen mit der Zeit im siebzehnten Jahrhundert (Galilei, Descartes, Newton usw.). Durch die Entwicklung der Differential- und Integralrechnung durch Newton und Leibniz hatte man aber eine mathematischen Apparat f?r gewisse theoretische Untersuchungen geschaffen. F?r komplexe Systeme, speziell f?r die Biologie, gibt es kaum systematische ?berlegungen. Jeder versucht etwas, was mit der Realit?t oft wenig zu tun hat. Die Tochter von Prof. Moritz ist Biologin in Wien. Vater und Tochter versuchen gemeinsam, komplexe Systeme zu systematisieren. Bez?glich komplexer Systeme sagte mir Prof. Ulrich (FU Berlin) dasselbe. Es gibt f?r die schweren Hirnerkrankungen praktisch keine physikalischen Untersuchungen. Man probiert an ?berdurchschnittlich vielen Ratten und M?usen chemische Substanzen aus. Durch Zufall findet man mitunter eine n?tzliche Substanz. Das hat wenig mit einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise zu tun und f?hrt kaum zum Erfolg.

In dieser Hinsicht sind auch die Ereignisse im Indischen Ozean zu Weihnachten 2004 zu bewerten. Das dortige Erdbeben im Ozean l?ste eine riesige Flutwelle (Tsunami) aus mit verheerenden Folgen f?r die K?stengebiete und die dortigen Bewohner. Die bisherigen technischen Systeme lieferten vor dem Eintreffen der Flutwelle rechtzeitig keine Informationen. Viele der Tiere hatten aber sich auf h?here Gebiete verzogen, da diese Tiere viel empfindlichere Sinnesorgane besitzen und andere physikalische Informationen verwenden. Ein Erdbeben ist ein komplexes physikalisches Ereignis. Der Mensch mu? diese Ereignisse (und die von den Tieren verwendeten Prozesse) theoretisch analysieren und entsprechende Voraussagen erarbeiten. Dasselbe gilt in der medizinischen Diagnostik, die vom logischen Standpunkt aus oft nicht richtig arbeitet. Fast alle ?rzte, abgesehen von den sehr guten Praktikern, kennen nicht die Spielregeln f?r die Erstellung einer Diagnose.

Unsere Universit?ten, die Max-Planck-Gesellschaft, die Frauenhofer-Gesellschaft usw. m?ssen sich intensiv mit den Grundfragen der Anwendung der Naturwissenschaften (Leistungsf?higkeit von Informationen) besch?ftigen. Prof. Moritz tr?gt im internationalen Rahmen oft ?ber inverse Probleme vor. Ich fragte ihn nach den Reaktionen der Zuh?rer. Seine Antwort war bedr?ckend: Keine Reaktionen der Zuh?rer. Und dabei sind im t?glichen Leben immer Informationen zu interpretieren. Das ist der Zustand unserer Wissenschaft!!

Im Jahre 1972 schrieb mich der Geophysiker Prof. Gerhard Fanselau (1904 - 1982) vom Zentralinstitut f?r Geod?sie und Geophysik in Potsdam an. Prof. Fanselau studierte in Berlin Physik (Max Planck) und Mathematik (Erhard Schmidt). Durch diese Wissenschaftler hatte er eine ausgezeichnete Ausbildung auf beiden Gebieten. Durch Zufall hatte er 1972 erfahren, da? ich mich mit inversen Problemen besch?ftige. Hieraus ergaben sich bis 1980 intensive Diskussionen ?ber inverse Probleme mit den Wissenschaftlern in Potsdam. Diese Zusammenarbeit war wesentlich f?r meine Untersuchungen auf dem Gebiet der inversen Probleme. In meiner obigen Homepage sind die Ergebnisse aufgeschrieben. Die Geophysikalischen Institute in Potsdam und Berlin wurden um 1880 gegr?ndet. Sie hatten wesentlichen Einflu? auf die internationale Entwicklung, auch auf theoretischem Gebiet.

Nach 1992 gab es keinerlei Kontakte mehr zum Geoforschungszentrum Potsdam, obwohl wir dort eine gro?e internationale Tagung im Jahre 1993 durchf?hrten. Die Publikation dazu lautet
G. Anger (Halle), R. Gorenflo (FU Berlin), H. Jochmann (Potsdam), H. Moritz (TU Graz), W. Webers (Potsdam),
Inverse Problems: Principles and Applications in Geophysics, Technology and Medicine.
Akademie Verlag, Berlin 1993.

Diese Publikation wurde bereits 1998 nachgedruckt. Die Unterst?tzung der Tagung durch den Direktor des Geoforschungszentrums Potsdam, Prof. Emermann, war praktisch Null. Prof. Emermann ist ein reiner Mineraloge, der keinerlei Kenntnis von den theoretischen Untersuchungen hat. Das Institut entwickelt jetzt Sensoren f?r den Untergrund der Ozeane, um Erdbeben vorauszusagen. Diese Sensoren d?rften nur Sto?wellen analysieren. Durch ?bermittlung der Me?ergebnisse an Computer au?erhalb des Wassers lassen sich bestimmt Vorhersagen f?r die K?ste treffen. Dieser Weg ist aber viel zu einfach f?r das komplexe System Erdbeben. Hierzu geh?ren auch die Prozesse, welche die Tiere zur Analyse eines Erdbebens heranziehen.

Obwohl durch die Zusammenarbeit zwischen mir und den Geophysikern in Potsdam wesentliche Ergebnisse auf dem Gebiet der inversen Probleme erzielt wurden, interessiert sich der Direktor des Geoforschungszentrums Potsdam nicht f?r die komplexen Prozesse der Natur. Die Kollegen in den alten Bundesl?ndern haben sich mit den grunds?tzlichen Fragen der Interpretation der Natur (inverse Probleme f?r physikalische Felder) kaum auseinander gesetzt. Aus diesen Gr?nden wird die Bundesrepublik Deutschland in Zukunft nur eine untergeordnete Rolle im internationalen Rahmen spielen, schade!!
(Zitatende)



Lesen Sie bitte weiter unter:
http://www.ekkehard-friebe.de/Wanka.pdf
Beachten Sie vor allem die eingebundenen LINKS!


Beste Gr??e Ekkehard Friebe

27.11.2006 11:47 Ekkehard Friebe ist offline Email an Ekkehard Friebe senden Homepage von Ekkehard Friebe Beiträge von Ekkehard Friebe suchen Nehmen Sie Ekkehard Friebe in Ihre Freundesliste auf
Gerhard Kemme
Routinier


Dabei seit: 29.06.2007
Beiträge: 436

Re: Brief an Frau Prof. Dr. Johanna Wanka Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Guten Abend!
Die Anmahnung von Unterst?tzung bei wissenschaftlichen Arbeiten, die nicht konform gehen mit populistischen Thesen, erscheint ?berf?llig. Selbst simple Experimente k?nnen von interessierten Wissenschaftlern kaum durchgef?hrt werden, da es meiner Kenntnis nach, kaum M?glichkeiten gibt, sich f?r Forschungsvorhaben z.B. bei einer Universit?t oder einem Institut zu melden. Nur als Beispiel h?tte ich etliche konkrete Versuche auf dem Zettel:
Zur Tide: Rotation eines mit Wasser gef?llten Schlauches - mit der Frage, ob sich ringsherum Wellen/D?nung ausbilden.
Zur Akustik: Beschleunigung eines Objektes auf Schallgeschwindigkeit - mit der Frage: Ab welcher Geschwindigkeit das Oszilloskop eine starke Erh?hung des Schalldruckes anzeigt.
Mit finanziellen Mitteln w?re nat?rlich in Werkst?tten einiges zu machen - nur da kommt man kaum ran.
Insgesamt ist die Gesellschaft pluralistischer geworden - dies braucht kein Schaden sein. Doch die oft geforderte Toleranz sollte auch beinhalten, dass es gesch?tzte Forschungsbereiche gibt, an denen beispielsweise Forschungen zum "Tr?ger" von e.m. Wellen gemacht werden k?nnen. Das Denken als unbedingte Vorraussetzung von Innovation wird kaum noch bezahlt, d.h. es sind Bestrebungen festzustellen, die nur noch irgendwelche Einheitsideologien zulassen - da w?re ich eventuell eher f?r Separierungen nach dem Muster: Macht "ihr" eure undurchdachten Experimente, "wir" m?chten sehr sorgf?ltig Themen bis zur Erstellung ?berzeugender Theorien debattieren k?nnen, die Ressourcen haben, sie per Versuch zu best?tigen und dann danach publizieren k?nnen. Wissenschaftler sind auf institutionelle Strukturen angewiesen, die f?r alle Interessierten und Qualifizierten bereit gestellt werden - ansonsten werden wir alle zu Architekten, die per Handschaufel Bauvorhaben realisieren sollen.
MfG Gerhard Kemme

__________________
"Eine Menge ist eine Zusammenfassung bestimmter, wohlunterschiedlicher Dinge unserer Anschauung oder unseres Denkens, welche Elemente der Menge genannt werden, zu einem Ganzen."
Nach Georg Cantor (1845 - 191cool

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Gerhard Kemme am 02.07.2007 20:18.

02.07.2007 20:09 Gerhard Kemme ist offline Email an Gerhard Kemme senden Homepage von Gerhard Kemme Beiträge von Gerhard Kemme suchen Nehmen Sie Gerhard Kemme in Ihre Freundesliste auf
 
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Gehe zu:

Powered by Burning Board Lite 1.0.2 © 2001-2004 WoltLab GmbH