Registrierung Mitgliederliste Administratoren und Moderatoren Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite  

Forum Wissenschaft und moralische Verantwortung » Suche » Suchergebnis » Hallo Gast [anmelden|registrieren]
Zeige Themen 1 bis 9 von 9 Treffern
Autor Beitrag
Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 31.05.2006 18:06 Forum: Die offene Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Hille,

auch ich w?rde es bedauern, wenn Sie Ihre Mitarbeit and diesem Forum beenden sollten. Sachliche Meinungsverschiedenheiten d?rften zu solchen Reaktionen keinen Anla? geben. Meine Angriffe waren vielleicht manchmal sehr direkt, aber sie waren nie ad personam, jedenfalls nie so gemeint. Harte Auseinandersetzungen sind f?r einen forensisch t?tigen Rechtsanwalt etwas ganz Normales. Wenn ich mich angegriffen f?hle, wei? ich mich deshalb zu wehren, bin auch manchmal vor?bergehend ver?rgert, aber weit davon entfernt, solche Angriffe auf Dauer krumm zu nehmen. Es w?re sch?n, wenn Sie das auch so sehen k?nnten.

In der Sache habe ich mir nocheinmal die Diskussion zum Thema ?Was ist Energie? hier auf dieser Seite unter ?Physik, Naturwissenschaften, Mathematik? angesehen. Sie zeigt m. E. ganz deutlich, da? auf zwei verschiedenen Ebenen argumentiert, also buchst?blich aneineinander vorbeigeredet wird. Die einen (z. B. Sie und Herr Friebe) sprechen von Definitionen des Begriffs, die anderen (z. B. Brunhild Kr?ger, JGC) wollen eigentlich etwas ganz anderes wissen, was sich vielleicht in Fragen wie ?Warum kann man Energie nicht in einen Beh?lter f?llen?? ? ?Wie unterscheidet sich Energie von Materie?? ? ?Wie verwandelt sich Energie in Materie?? etwas genauer ausdr?cken lie?e. Das ist eine Art von Mi?verst?ndnissen, die ich f?r vermeidbar halte. Dar?ber w?rde ich gerne weiter diskutieren, aber heute fehlt mir leider die Zeit.

Best Gr??e, Christoph v. Mettenheim

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 30.05.2006 09:40 Forum: Die offene Gesellschaft

(Fortsetzung)
Das liegt daran, da? die Frage ?Was ist Energie?? (mindestens) zwei Deutungen zul??t, von denen Helmut Hille die eine (die w?rtliche) meint, w?hrend Brunhild Kr?ger eine andere meint, die aber den Texten von Helmut Hille nicht entspricht. Ich versuche nocheinmal, das an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Wir bezeichnen die Lichtgeschwindigkeit meistens mit c. Wenn wir aber im selben Zusammenhang den Satz des Pythagoras diskutieren und auch die Hypotenuse mit c bezeichnen, gibt es ein gedankliches Chaos, das sieht wohl jeder. Wir m?ssen dann entweder f?r die Lichtgeschwindigkeit oder f?r die Hypotenuse ein anderes Zeichen w?hlen. Wenn wir aber gleich zu Beginn des Textes erkl?ren, da? die Lichtgeschwindigkeit diesmal nicht mit c sondern mit v bezeichnet wird, gibt es ?berhaupt keine Schwierigkeiten. Wir werden problemlos verstanden, und zwar auch von denen, die bisher nur c kannten. - Das ist der typische Fall einer nominalistischen ad hoc-Definition, und man kann ohne jede ?bertreibung sagen: Wenn es solche ad hoc-Definitionen nicht g?be, g?be es keine Mathematik. - Wenn wir aber im Kleinen die Macht und die M?glichkeit haben, die Bedeutung von Zeichen wie c in einem gegebenen gedanklichen Zusammenhang ad hoc zu bestimmen, (fast) beliebig zu wechseln und ihnen sogar so komplexe und unscharfe Inhalte wie die Lichtgeschwindigkeit zuzuordnen, warum soll das dann im Gro?en auf einmal nicht mehr gelingen? Warum sollen wir pl?tzlich Helmut Hille glauben, der uns einreden will, es ginge:
? ... um die Klarstellung, ob es sich bei den genannten Begriffen um physikalische Gr??en handelt, die ideeller Natur sind, oder um physikalische Realit?ten handelt. Dass muss doch kl?rbar sein, denn sonst wei? man gar nicht von was man spricht.? (24. 5. 2006)
Oder hat irgendjemand, der hier diskutiert, schon Schwierigkeiten gehabt, zu wissen wovon er spricht? Gibt es solche Schwierigkeiten wirklich? Sollten wir nicht zuerst wissen, wovon wir reden, und erst dann geeignete Ausdr?cke daf?r suchen?

Ich m?chte Helmut Hille eigentlich gar nicht zu nahe treten. Auch er ist nur ist nur das Opfer einer geistigen Tradition, die zwar mehr als zweitausend Jahre alt, aber trotzdem falsch ist. Das hat Karl Popper gezeigt, und deshalb sollte man ihn nicht pauschal abwerten, sondern zuerst seine B?cher lesen. Bei der Kontroverse zwischen Nominalismus und Essentialismus gesht es um eine wirklich au?erordentlich wichtige Weichenstellung, die f?r die gesamte Erkenntnistheorie schlechthin grundlegend ist. Deshalb lohnt es sich, sie zuende zu diskutieren. Gerade hier, in einem Forum unter der ?berschrift ?Kl?rung der Begriffe?, sollte man sie nicht zusch?tten, sondern weiter diskutieren, m?glichst aber, nachdem man die Argumente von Karl Popper auch gelesen hat.

Beste Gr??e, Christoph v. Mettenheim.

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 30.05.2006 09:36 Forum: Die offene Gesellschaft

Zum Beitrag von Jocelyn Lopez, 28. 5. 06:

Liebe Frau Lopez (hoffentlich darf ich Sie so anreden),

vielen Dank f?r Ihre Antwort. Nach Ihren Texten und einigen Titeln in diesem Forum hatte ich schon geahnt, da? meine Ablehnung aller ?Was ist??-Fragen Sie ?berraschen w?rde, aber solche Kontroversen machen eine Diskussion erst spannend. Sie schreiben mit Bezug auf den Text von Brunhild Kr?ger und meine Antwort, so h?tten Sie ?die Forderung von Helmut Hille nach Kl?rung der Begriffe in einer kontroversen Auseinandersetzung immer verstanden?. - Wenn Helmut Hille das auch so s?he, w?rde mich das sehr freuen, aber dann m??te er seine Meinung grundlegend ge?ndert haben, und davon merke ich bisher nichts. Vergleichen Sie doch bitte einmal die Frage von Brunhild Kr?ger mit seiner Antwort! Ich stelle beide Texte hier nocheinmal direkt gegen?ber:

Brunhild Kr?ger fragt am am 28. 5. 2006:
?Verzeihung, MIR ist diese Frage unvorstellbar wichtig! Was ist Energie? Da? die Physik aufgegeben hat, eine Antwort auf diese Frage zu finden, weil sie es (allein) nicht kann, hat sie - das ist eher Psychologie ? la "Die Trauben sind sauer" - behauptet, das interessiert keinen. Wieso soll es NICHT zur physikalischen Erkenntnis bzw. Erkenntnis ?berhaupt beitragen, wenn wir uns fragen, WAS Energie ist??

Aber warum fragt sie ?berhaupt? Helmut Hille hat doch schon schon am 16. 3. 2006 eine Antwort gegeben, sogar hier auf dieser Seite:
?Fangen wir daher mit der Energie als das physikalisch Allgemeinste an. Was also ist Energie? Ist Energie eine Sache? Nein! Energie ist eine vom Menschen ersonnene physikalische Gr??e, um die F?higkeit eines K?rpers oder Systems, Arbeit zu leisten, quantitativ zu erfassen. Daher hei?t im Physikduden (von 1974): ?Energie, Formelzeichen W, die in einem physikalischen System gespeicherte Arbeit oder die F?higkeit eines physikalischen Systems, Arbeit zu verrichten.? Da man Arbeit nicht speichern kann, m?sste es m.E. kurz und b?ndig hei?en: ?Energie ist das Ma? der F?higkeit eines physikalischen Systems, Arbeit zu verrichten.? (oder: zu leisten)?

Vergleichen Sie jetzt bitte diese Aussage mit dem, was Brunhild Kr?ger wirklich wissen m?chte! Sehen Sie, wie trivial die Antwort ist? Helmut Hille sagt: ?Energie ist das Ma? der F?higkeit eines physikalischen Systems, Arbeit zu verrichten.? - Mich w?rde es ma?los ?berraschen, wenn Brunhild Kr?ger nun restlos zufrieden w?re, weil sie nun endlich wei?, was sie schon immer wissen wollte, n?mlich was Energie ist. Vielleicht sagt sie uns, ob ich mich irre. Einstweilen glaube ich, da? wir alle noch gr?ndlich aneinander vorbeireden.
(Fortsetzung folgt)

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 28.05.2006 19:27 Forum: Die offene Gesellschaft

Zum Beitrag von Brunhild Kr?ger:

Diese Antwort hatte ich gef?rchtet! Die Kritik von Brunhild Kr?ger ist n?mlich verst?ndlich, wenn man die Frage ?Was ist Energie?? als Frage nach einer physikalischen Erkenntnis auffa?t. Man k?nnte die Frage zwar auch dann genauer und deutlicher formulieren, etwa mit den Worten ?Wie entsteht Energie?? ?Woraus besteht Energie?? ?Wie unterscheidet sich Energie von ruhender Materie? o. ?.. Aber man kann auch die Frage ?Was ist Energie?? in dem von Brunhild Kr?ger angef?hrten physikalischen Sinne auffassen. Das gebe ich zu.

Nur: In diesem Sinne hat Helmut Hille die Frage nicht gemeint. Ihm ging es in dem Zusammenhang nicht um empirische Erkenntnis, sondern um die Bedeutung von Begriffen, also um den begrifflichen Inhalt und dessen Klarstellung. Das hat unsere weitere Diskussion auf dieser Seite so eindeutig ergeben, da? ich es hier nicht wiederholen mu?.

Ich habe unter den vielen ?Was ist??- Fragen, die Helmut Hille am Anfang dieser Seite formuliert hatte, die Frage ?Was ist Energie?? nur deshalb ausgesucht, weil sie in dem Text von Karl Popper, den ich dann zitiert habe (Offene Gesellschaft Bd. 1 S. 40), w?rtlich so vorkommt. Lieber h?tte ich die Frage ?Was ist Physik?? genommen, die Helmut Hille als letzte gestellt hat, denn sie w?re f?r die Demonstration wesentlich besser geeignet gewesen. Bei ihr sieht wohl jeder sofort, da? sie fast zwangsl?ufig in einer Diskussion dar?ber m?nden mu?, ob beispielsweise auch die theoretische Physik berechtigt ist, den Namen ?Physik? zu f?hren, oder ob nur die Experimentalphysik ?wirklich? Physik ist, die theoretische Physik dagegen Teil der Philosophie.

Auch Einsteins Relativit?tstheorie beruht auf einer solchen essentialistischen Fragestellung. Ich erinnere an seine Behauptung: ?Durch eine Analyse der physikalischen Begriffe von Zeit und Raum zeigte sich, da? in Wahrheit eine Unvereinbarkeit des Relativit?tsprinzips mit dem Ausbreitungsgesetzes gar nicht vorhanden sei, ... ? (?ber die spezielle und die allgemeine Relativit?tstheorie, S. 13). Das ist genau die Begriffsanalyse, die Helmut Hille f?r so au?erordentlich wichtig h?lt, w?hrend sie nach meiner ?berzeugung zwangsl?ufig in hohler scholastizistischer Phrasendrescherei endet.

Allen Lesern dieser Seite empfehle ich nochmals dringend, zu diesen Fragen Poppers Originaltexte zu lesen, die ich mehrfach zitiert habe. Sie sind ?u?erst lehrreich und ersparen viele Mi?verst?ndnisse.

Beste Gr??e, Christoph v. Mettenheim

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 28.05.2006 16:00 Forum: Die offene Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Hille, ich antworte Ihnen der Reihe nach:
(1) Warum ich mich hier einmische: Vor allem weil ich das Karl Popper schuldig bin. Immerhin beruht der Titel dieses Diskussionsforums erkl?rterma?en auf einer Anleihe bei ihm (so Ekkehard Friebe, sehr korrekt, in seiner Vorbemerkung vom 11. 1. 06). Trotzdem sind die Ansichten, die hier vertreten werden, denen von Karl Popper z. T. genau entgegengesetzt. Das m?ssen die Leser des Forums doch wenigstens wissen, damit sie selbst entscheiden k?nnen, wer recht hat. Von Ihnen h?tten sie es nicht erfahren, denn Ihre Darstellung l??t nicht erkennen, da? eine Gegenmeinung ?berhaupt vertreten wird.
(2) Sie brauchen keine Belehrung: Einverstanden, aber Ihre These ?Am Anfang war daher nicht das Wort, sondern die Bedeutung, n?mlich die von sich entwickelnder K?rpersprache, welche ggf. durch Laute unterst?tzt wird? ist wieder falsch. Woher sollte die Bedeutung kommen? Jedenfalls widerspricht Ihre Ansicht der von Popper vertretenen , die ich f?r richtig halte. Also darf sie nicht vorausgesetzt, sondern m??te mit Argumenten begr?ndet werden. Nach Popper war am Anfang nicht die Bedeutung sondern die (allen Lebewesen eigene) F?higkeit, aus Fehlern zu lernen. Das hat er unerm?dlich erkl?rt (vgl. z. B. Popper, ?Alles Leben ist Probleml?sen?, S. 255ff; oder Popper/Eccles, ?Das Ich und sein Gehirn? S. 511; es gibt aber noch viele ?hnliche Stellen in seinen Werken).
(3) Die Gegner der Relativit?tstheorie blockieren einander: Das mag zutreffen, aber f?r den Fortschritt der Wissenschaft ist die Relativit?tstheorie ein vergleichsweise kleines Hindernis. Ein viel gr??eres ist der von Ihnen vertretene essentialistische Ansatz, denn er offenbart einen grundlegenden Fehler der wissenschaftlichen Methode (sh. nochmals Popper OG Bd 1 Kap.3 Abschn. VI; Bd 2 Kap. 11 Abschn. II) und f?hrt daher in allen Wissenschaften zu Fehlern.
(4) Sie behaupten, ich beriefe mich auf eine (angebliche) Autorit?t (Popper): Nicht da? ich w??te! Ich habe konkrete Argumente vorgetragen bzw. auf solche verwiesen. Korrekterweise habe ich au?erdem deren Urheber benannt, und zwar mit Angabe der Fundstelle, damit jeder meine Behauptung nachpr?fen kann, denn ich m?chte mich nicht mit fremden Federn schm?cken. Was k?nnte ich sonst tun? Jedenfalls mache ich nie einen Autor schlecht, ohne ihn gelesen zu haben.
(5) Sie behaupten, wer die Kl?rung von Begriffen verhindern will, z?hle zu den Feinden der Offenen Gesellschaft: Ihre Unterstellung ist falsch. Ich habe nie bezweifelt, sondern im Gegenteil ausdr?cklich darauf hingewiesen, da? es sinnvoll sein kan, Begriffe ad hoc zu kl?ren, also wenn der andere sie sonst nicht versteht. Au?erdem setzen Sie an dieser Stelle das voraus, was Sie eigentlich begr?nden m??ten, n?mlich da? am Ende ?niemand mehr wissen wird, von was eigentlich die Rede ist?. Ich behaupte das Gegenteil und habe das im einzelnen begr?ndet. Ihre petitio principii ersetzt also keine Argumente.

Beste Gr??e, Ihr Christoph v. Mettenheim

Thema: Arbeiten von Christoph von Mettenheim
Christoph von Mettenheim

Antworten: 14
Hits: 13426

Re: Arbeiten von Christoph von Mettenheim 27.05.2006 16:26 Forum: Physik, Naturwissenschaften, Mathematik

Ich bin leider erst vor einigen Tagen durch einen Hinweis von Herrn Friebe auf die Diskussion auf dieser Seite aufmerksam geworden und m?chte mich zu den Zuschriften von Lujdmil Daskalow (Scharo) vom 30. 4. und 2. 5. 2006 ?u?ern.

1. Fairerweise h?tte Herr Daskalow auch erw?hnen m?ssen, da? ich seinen Beitrag in dem Diskussionsforum auf meiner Homepage, der vom 2. 11. 2005 datiert, dort am 22. 11. 2005 sehr ausf?hrlich beantwortet habe. Ich kann hier nur einen Auszug zitieren.

C.v.M. an H. Daskalow (Auszug):
verwirrt1) Sie sagen, Einsteins Gleichungen in ? 2 seien mathematisch in Ordnung, weil er gerade das (n?mlich, da? die Zeitabst?nde im bewegten System ungleich seien) habe sagen wollen.
Ich rege an, da? wir zun?chst m?glichst sorgf?ltig zwischen Mathematik und Textinterpretation unterscheiden. Ihr Hinweis bezieht sich vermutlich auf die Darstellung von ?Einsteins Rechenfehler? auf meiner Homepage. Aus den dort von mir zitierten Gleichungen (1) ? (3) folgt streng mathematisch die Gleichung (4) und diese geht nur in einem Fall auf, n?mlich im Fall v = 0. Bis hierher werden Sie mir doch vermutlich zustimmen?
Aber da endet auch schon die Mathematik. Die Frage, was Einstein mit den Gleichungen sagen wollte, betrifft die Textinterpretation, im konkreten Fall also entweder das Gebiet der Psychologie oder das der Physik oder beide. Oder sehen Sie das anders?
Wenn Sie mir auch darin zustimmen, k?me es f?r die mathematische Beurteilung nur noch darauf an, ob Einstein die Gleichungen sp?ter auch so verwendet hat, wie er sie aufgestellt hat, also nur unter der Vorausstzung v = 0. Da? das nicht der Fall ist, habe ich auf S. 142 ff des Buchs im einzelnen gezeigt. Die Darstellung auf der Seite ?Einsteins Rechenfehler? sollte man dagegen nicht ?berbewerten. Sie ist notgedrungen extrem verk?rzt und soll haupts?chlich zu weiterem Lesen anregen.?

Darauf hat Herr Daskalow nicht mehr geantwortet, was ich sehr bedaure. Warum h?tte ich also meine Homepage ?ndern sollen, wenn er auf meine Argumente gar nicht eingeht?

2. Die Auseinandersetzung hier auf dieser Seite betrifft letztlich wieder nur einen Streit um Begriffe, n?mlich um die Frage: ?Was ist ein Rechenfehler?? Zur Nutzlosigkeit solcher Fragestellungen habe ich mich in diesem Forum unter der Rubrik ?Kl?rung der Begriffe? in der Dikussion mit Helmut Hille ge?u?ert. Ich empfehle Herrn Daskalow die Lekt?re. Mir selbst ist jedenfalls ungew?hnlich gleichg?ltig, ob das, was ich auf meiner Seite als ?Einsteins Rechenfehler? bezeichne, ?wirklich? ein Rechenfehler oder nur ein Denkfehler ist, solange es zeigt, da? Einsteins Theorie falsch ist. Da? es zur Verdeutlichung beitr?gt, schlie?e ich daraus, da? ich auf meine wiederholte Frage, wozu eine Relativit?tstheorie n?tzlich sein k?nnte, die nur in ruhenden Systemen gilt, noch nie eine ver?nftige Antwort erhalten habe.

3. Die Sorge von Herrn Daskalow, da? Herr P?ssel triumphieren k?nnte, teile ich ?brigens nicht, denn Herr P?ssel hat bereits schriftlich best?tigt, da? die von mir zitierten Geleichungen einander widersprechen. Er schrieb jedenfalls im Juli 2005 an das BMBF:

?Herr von Mettenheim hat zumindest mit einer Aussage v?llig recht: Die
Gleichung (1) und die Gleichungen (2) und (3) widersprechen sich.?

Die Korrespondenz ist auf meiner Homepage http://www.christoph.mettenheim.de/phpbb/ unter der Rubrik ?Bericht ? ein Jahr nach ...? vollst?ndig nachzulesen.

Beste Gr??e, Christoph v. Mettenheim

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 27.05.2006 12:34 Forum: Die offene Gesellschaft

Ich kann nicht umhin, Helmut Hille meine grenzenlose Bewunderung auszusprechen, denn in seinem an Ekkehard Friebe gerichteten Brief vom 24. Mai 2006, den er selbst mir in Kopie zugesandt hat, schrieb er nach dem Schlu?satz: ?Und was Popper betrifft, so halte ich ihn f?r weit ?bersch?tzt? noch weiter: ?Das muss aber nicht f?r das genannte Werk "Die offene Ges..." gelten, das ich eigentlich immer schon mal lesen wollte.? - Den letzten Satz hat er zwar hier auf dieser Seite nicht wiederholt. Trotzdem kann er aber beurteilen, da? Karl Popper weit ?bersch?tzt wird, und zwar ohne sein ber?hmtestes Werk jemals gelesen zu haben.

Helmut Hilles Antwort auf meinen Beitrag und der Text seiner Autorenseite, den er zitiert, zeigen allerdings, da? er bisher noch nicht gemerkt hat, worum es mir geht. Das ist nicht verwunderlich, denn es geht wieder einmal um die Anwendung von Kants Autonomieprinzip, das leider seit jeher nur selten verstanden wird. Darunter hat schon Kant selbst gelitten und daran hat sich bis heute nichts ge?ndert. Diesmal geht es um die Anwendung auf die Sprache, n?mlich um die Frage, ob die Begriffe, die wir in unserer Sprache verwenden, ihre Bedeutung in sich selbst tragen, oder ob wir, der Mensch, ihnen diese Bedeutung verleihen. Das ist dieselbe grundlegende Weichenstellung wie in Kants ber?hmter Frage, ob der Weg der Erkenntnis von der Natur zum Menschen oder vom Menschen zur Natur f?hrt. Wenn letzteres zutrifft, sind meine Thesen richtig.

Helmut Hille geht dagen trotz gegenteiliger Beteuerung den umgekehrten Weg. Das zeigen die von ihm zitierten S?tze seiner Autorenseite: "Selbst wenn wir Begriffe definieren, m?ssen wir doch mit Begriffen beginnen, die undefiniert sind. So ist die Unsch?rfe von Anfang an in unserem Denken." ? Der von mir hier hervorgehobene zweite Satz zeigt ganz deutlich, da? Helmut Hille (jedenfalls an dieser Stelle) den Zusammenhang zwischen der Sprache und ihrer Bedeutung f?r vorgegeben und unver?nderlich h?lt, w?hrend ich genau im Gegenteil der Ansicht bin, da? es bei uns selbst liegt, ob wir uns klar ausdr?cken oder nicht.

Helmut Hille hat auch nicht verstanden, da? schon die Fragestellung, die er vorschl?gt, in die Irre f?hrt. Ich greife aus den vielen ?Was ist??.-Fragen, die er f?r wichtig h?lt, nur ein Beispiel heraus, n?mlich die Frage: ?was ist Energie? - Kann irgendjemand ernsthaft glauben, da? diese Frage wichtig ist? Tr?gt sie etwa zur physikalischen Erkenntnis bei? Oder gelten f?r sie Karl Poppers Worte:

?Der methodologische Nominalist wird nie annehmen, da? eine Frage wie ?Was ist Energie?? oder ?Was ist Bewegung?? oder ?Was ist ein Atom?? f?r die Physik von Bedeutung sei; aber Fragen wie ?Wie kann die Energie der Sonne nutzbar gemacht werden?? oder ?Wie bewegt sich ein Planet?? oder ?Unter welchen Bedingungen strahlt ein Atom Licht aus?? wird er f?r wichtig halten.Und den Philosophen, die ihm erz?hlen, er k?nne nie hoffen, eine genaue Antwort auf irgendeine dieser ?wie?-Fragen zu erhalten, solange er nicht die ?was?-Frage beantwortet habe, wird er, wenn ?berhaupt, entgegnen, da? er den beschedenen Grad von Genauigkeit, den er mit seinen Methoden erreichen kann, dem pr?tenti?sen Wirrwarr bei weitem vorziehe, den sie mit den ihren erreicht h?tten.? (Offene Gesellschaft Bd. 1 S. 40f)

Beste Gr??e, Christoph v. Mettenheim

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 24.05.2006 08:55 Forum: Die offene Gesellschaft

(Fortsetzung)


These 4:
Wir k?nnen auch jederzeit neue Begriffe einf?hren und ihre Bedeutung unter Verwendung undefinierter Begriffe ad hoc definieren. Das geschieht in der Wissenschaft st?ndig, um lange Ausdr?cke durch kurze Begriffe zu ersetzen. Beispiele: Ein neuer Komet erscheint am Himmel und erh?lt den Namen ?Hale-Bopp?. Ein gleichgerichteter Lichtstrahl erh?lt den Namen ?Laser?. Wer einmal gelernt hat, was gemeint ist, kann sich k?nftig lange Erkl?rungen sparen.

These 5:
Wenn Zweifel ?ber die Bedeutung eines Begriffs aufkommen, sollten wir jederzeit bereit sein, durch eine ad hoc-Definition klarzustellen, in welchem Sinne wir ihn verstanden wissen wollen.

These 6:
Streitigkeiten ?ber die ?wirkliche? oder ?richtige? Bedeutung eines Begriffs sind in der Wissenschaft meistens fruchtlos und immer vermeidbar. Sie k?nnen didaktische oder historische Bedeutung haben, wenn es z. B. darum geht, in welchem Sinne ein bestimmter Wissenschaftler einen bestimmten Begriff verwendet hat. Aber zum Fortschritt der Wissenschaft tragen sie nicht bei.

Bei n?herer ?berlegung l??t sich aus diesen Thesen eine weitere Folgerung ableiten, die ich f?r die wichtigste halt: Wir d?rfen die Begriffe, die wir in unserer Sprache verwenden, innerhalb desselben gedanklichen Zusammenhangs nicht mit wechselnder Bedeutung gebrauchen. Diese Forderung gilt nat?rlich nur f?r die Wissenschaft, aber dort ist sie eine moralische Verpflichtung. Alle logischen Fehler (einschlie?lich der mathematischen Fehler) lassen sich darauf zur?ckf?hren, da? sie verletzt wurde.

Ich vermute, da? auch Helmut Hilles Unzufriedenheit mit Einstein in diesen ?berlegungen ihre eigentliche Ursache findet. Vermutlich hat er - ebenso wie ich - an der schlampigen und undisziplinierten Art Ansto? genommen, in der Einstein mit seinen Begriffen umgegangen ist. Einstein hat immer wieder dieselben Begriffe in wechselnder Bedeutung, daf?r aber andere Begriffe in gleicher Bedeutung gebraucht und seine mathematische Notation ohne sachliche Notwendigkeit innerhalb eines gedanklichen Zusammenhanges gewechselt. Damit hat er bei scheinbarer Klarheit in Wirklichkeit die gr??tm?gliche Verwirrung gestiftet. Das habe ich in meinem Buch Albert Einstein oder Der Irrtum eines Jahrhunderts im einzelnen gezeigt.

Ich glaube aber trotzdem nicht, da? Einstein b?swillig oder gar in T?uschungsabsicht gehandelt hat. Er brauchte zu jener Zeit (1905) dringend Erfolg und war auf Ver?ffentlichungen in jeder Hinsicht angewiesen. Ich zweifle nur an seinem Talent. Noch mehr zweifle ich allerdings an der moralischen Verantwortlichkeit seiner wissenschaftlichen Zeitgenossen. Und die Leser dieses Forums w?rde ich gerne dazu animieren, Karl Popper nicht nur zu zitieren, sondern auch zu lesen. F?r ihn gilt leider in abgewandelter Form, was Lessing einst ?ber Klopstock schrieb:

Wer wird nicht einen (Popper) loben?
Doch wird ihn jeder lesen? Nein!
Wir wollen weniger erhoben
Und flei?iger gelesen sein.


Beste Gr??e,

Ihr Christoph v. Mettenheim.

Thema: Kl?rung der Begriffe
Christoph von Mettenheim

Antworten: 40
Hits: 43059

Re: Kl?rung der Begriffe 24.05.2006 08:53 Forum: Die offene Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Friebe,

Die Rubrik in Ihrem Forum mit dem Titel

?Die Offene Gesellschaft?

hat nat?rlich sofort mein Interesse erregt, weil sie auf Karl Popper Bezug nimmt. Ihn halte ich f?r den gr??ten Philosophen des 20. Jahrhunderts und sein Buch Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde f?r das bedeutendste philosophische Werk des 20. Jahrhunderts. Ihre Seite beginnt aber mit den folgenden Worten von Helmut Hille:


Zitat:

?Um sich mit Albert Einsteins Spezieller Relativit?tstheorie (SRT) kritisch befassen zu k?nnen, ist es meines Erachtens (m.E.) zuerst notwendig, die von Einstein benutzten Begriffe zu kl?ren, denn sonst wei? man gar nicht, wor?ber man spricht. Es ist also insbesondere zu fragen: Was ist Energie? Was ist Masse? Was ist Materie? Was ist Kraft? Was ist Zeit? Was ist Raum? Was ist Geschwindigkeit? Was ist mit Bewegung gemeint? Was ist mit Ruhe gemeint? Was ist eine Uhr? Wer misst: die Uhr oder der Mensch? Was wird mit Hilfe der Uhr gemessen? Was ist eine physikalische Gr??e? Ja, was ist Physik??



Man m??te die Leser m. E. unbedingt darauf hinweisen, da? das, was Helmut Hille dort ?ber die Notwendigkeit der Kl?rung von Begriffen schreibt, Poppers Gedanken direkt widerspricht. Popper hat unerm?dlich darauf hingewsen, da? ?Was ist-Fragen? in der Wissenschaft einfach nichts zu suchen haben, weil sie grunds?tzlich falsch gestellt sind und deshalb zwangsl?ufig in einem logischen Zirkel m?nden. Wer sich daf?r interessiert, m?ge bitte Poppers Offene Gesellschaft (Band 1 Kap.3 Abschn. VI; Band 2 Kap. 11 Abschn. II) nachlesen, oder auch - leider auf Englisch - mein Buch Popper versus Einstein (Kap. 1: The Principle of Nominalism in the Language of Science). Ich kann hier nur die wichtigsten Ergebnisse in einigen Thesen zusammenfassen, die aber vielleicht manche provozieren werden:

These 1:
Wir k?nnen nicht alle Begriffe definieren, die in unserer Sprache vorkommen, denn jede Definition besteht ihrerseits aus Begriffen. Wir geraten sonst in einen unendlichen Regre?.

These 2:
Die wichtigsten Begriffe unserer Sprache m?ssen deshalb (auch) in der Wissenschaft in der Regel undefinierte Begriffe sein. Das gilt insbesondere f?r Ausdr?cke wie: ja, nein, und, oder, wenn ... dann, auch usw., die in logischen Operationen unentbehrlich sind.

These 3:
Mit Hilfe der undefinierten Begriffe k?nnen wir, wenn es n?tig ist, jeden einzelnen Begriff unserer Sprache ad hoc definieren (sogar die in These 3 erw?hnten). Weil wir aber f?r jede Definition neue undefinierte Begriffe einf?hren m?ssen (vgl. These 1) lohnt sich das nur, wenn wir anderenfalls nicht verstanden w?rden.


[...] (Fortsetzung folgt)

Zeige Themen 1 bis 9 von 9 Treffern

Powered by Burning Board Lite 1.0.2 © 2001-2004 WoltLab GmbH