FRIEBE, E. (1989): Wer war der erste Kritiker der Relativitätstheorie?,
aus: Das Neue Zeitalter, 1989, Heft 38/39, S. 35 - 36 und S. 15 - 16
(Ein Dialog mit ernstem Hintergrund, überarbeitete Fassung)
Ein Jurist (J) und ein Arzt (A), die vor vielen Jahren zusammen das Abitur mit summa cum laude abgelegt hatten, trafen sich mit ergrauten Schläfen wieder. Sie kamen ins Plaudern. Plötzlich sagte der Jurist:
J: Stell' Dir vor, vor einiger Zeit stieß ich bei der Bearbeitung eines Rechtsfalles auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahre 1963 unter der eigenartigen Bezeichnung Geisterreigen (BGH 1963). Es handelt sich dabei um einen Streitfall aus dem Presserecht. Ein Ingenieur namens KARL NOWAK aus Wien war im Jahre 1959 von der Zeitschrift Physikalische Blätter in einer Glosse mit der Überschrift: Der Geisterreigen öffentlich lächerlich gemacht worden. Nowak hatte daraufhin den Abdruck einer von ihm verfaßten Gegendarstellung in derselben Zeitschrift verlangt. Diese Gegendarstellung konnte er aber erst durch gerichtliche Klage bis in die höchste Instanz (Bundesgerichtshof) durchsetzen. Im amtlichen Leitsatz zu dem Urteil des Bundesgerichtshofs heißt es (Zitat): Auch gegenüber einer wissenschaftlichen Zeitung, die sich mit einem Außenseiter ihres Fachgebietes auseinandersetzt, kann ein Anspruch auf Aufnahme einer Gegendarstellung gegeben sein. - Für mich ist an diesem Fall interessant, daß Nowak angeblich bereits im Jahre 1942 theoretisch bewiesen habe, daß EINSTEIN's Relativitätstheorie unrichtig sei.
A: Ja, ja, man hört immer wieder von solchen psychisch kranken Wissenschaftlern, die Auffassungen vertreten, die einer strengen Prüfung durch Fachprofessoren nicht standhalten.
J: Nein! Gerade das ist ja das Eigenartige an diesem Fall. Es werden in dem Urteil Geisterreigen (BGH 1963) sogar etablierte Professoren genannt, die mit diesem Kritiker weitgehend einer Meinung sind.
A: Merkwürdig! Der Fall interessiert mich.
J: Die Sache hat eine lange Geschichte. Da nennt doch der NOWAK einen KARL SAPPER, Professor der Naturphilosophie in Graz. Nun gut, Philosophen sind weltferne Leute. Da bräuchte man an sich nichts darauf geben. Aber denk Dir, der Gute hat ein zweibändiges internationales Sammelwerk (SAPPER 1957, 1962) herausgegeben, in dem zahlreiche Fachleute aus dem In- und Ausland zu Worte kommen.
A: Aber sicher alles Leute, die die Relativitätstheorie nicht verstanden haben!
J: Das kann man eigentlich nicht sagen. Da erscheint z.B. ein Professor Dr. Stjepan MOHOROVICIC aus Zagreb, dessen Arbeit so ausführlich ist, daß sie auf beide Bände des Sammelwerkes anteilig aufgeteilt werden mußte. Zum Beleg seiner Ausführungen zitiert MOHOROVICIC etwa 700 Literaturstellen.
A: Solche Leute kenne ich. Die sammeln mit viel Fleiß die Meinungen anderer, ohne selbst über das eigentliche Problem nachzudenken.
J: Ganz im Gegenteil! Prof. MOHOROVICIC hat zahlreiche eigene Abhandlungen geschrieben. Er tritt sogar schon in einem von H. ISRAEL u.a. herausgegebenen Buch: Hundert Autoren gegen EINSTEIN aus dem Jahre 1931 in Erscheinung (ISRAEL 1931).
A: Aber warum gegen EINSTEIN? Hat EINSTEIN allein die Relativitätstheorie geschaffen?
J: Ja und nein. Aber doch wohl mehr NEIN. Denn die eigentlichen Urheber sind W. VOIGT, H. A. LORENTZ, J. LARMOR, H. POINCARE, H. MINKOWSKI und M. von LAUE. Im allgemeinen jedoch wird diese Theorie mit dem Namen ALBERT EINSTEIN verbunden (HUND 1980, FRIEBE 1985, FRIEBE 1988b).
A: Da gab es um das Jahr 1931 offenbar eine Vielzahl von Kritikern dieser Theorie. Aber heute ist doch alles experimentell mit höchster Genauigkeit bewiesen!!!??? Es drängt sich mir deshalb die Frage auf: Wer war denn der ERSTE Kritiker der Relativitätstheorie?
J: Geduld, Geduld. Man muß die Geschichte so richtig langsam auf der Zunge zergehen lassen. Ich habe mich nämlich inzwischen eingehend über die historische Entwicklung informiert. Anfang und Mitte der Zwanziger Jahre dieses so ereignisreichen Jahrhunderts gab es ungezählte Kritiker, wie das oben genannte Buch von ISRAEL zeigt. - Aber die Kritik hält bis zum heutigen Tage an. Man kann sogar feststellen, daß diese Kritik von Tag zu Tag besser begründet ist. So erschien in den letzten Jahren in der Zeitschrift raum & zeit (Ehlers-Verlag, München) eine ganze Reihe von Beiträgen (vor allem: KRETZSCHMAR 1987, BARTH 1987, FRIEBE 1988a), die zusammen mit der darin zitierten Literatur einen hervorragenden Überblick über das derzeitige kritische Schrifttum liefern. Denn aus der angeführten Literatur lassen sich unschwer weitere Fundstellen entnehmen, die einen umfassenden Rückblick über die Gesamtentwicklung bis hin zu den geschichtlichen Anfängen ermöglichen.
Vor allem sind die Veröffentlichungen des Autors und Zeitschriften-Herausgebers GOTTHARD BARTH (BARTH 1954 - 1989) hervorzuheben, der sein ganzes Leben in den Dienst der Wahrheitsfindung gestellt hat. Mit seiner Zeitschrift: Wissen im Werden, die schon im Geisterreigen (BGH 1963) erwähnt wird und die bereits im 22. Jahrgang erscheint, hat er unermüdlich auf Irrtümer in der Physik hingewiesen und Autoren aus aller Welt zu Wort kommen lassen. - Besonders möchte ich ferner hinweisen auf die Bücher: KANTOR (1976), THEIMER (1977), GUT (1981), WICKERT (1984) und PAGELS (1985). Das Buch von WICKERT ist deshalb bedeutsam, weil es nahezu alle Veröffentlichungen von EINSTEIN in chronologischer Reihenfolge zitiert und da andererseits bis heute, d.h. bis zum Jahre 1989, also 34 Jahre nach EINSTEIN's Tod, immer noch keine Gesammelten Werke von EINSTEIN's Schriften zur Verfügung stehen.
A: Nun mach' es nicht so spannend! Meine Frage lautet klipp und klar: Wer war der ERSTE Kritiker der Relativitätstheorie? Diese Frage scheint mir besonders bedeutsam!
J: Lange Zeit schien es mir so, daß Professor Dr. ERNST GEHRCKE der erste war. Denn er deckte schon im Jahre 1914 (GEHRCKE 1914) wesentliche Mängel der Theorie auf. GEHRCKE wird auch schon im Buch von ISRAEL und im Geisterreigen (BGH 1963) zitiert. Aber meine Recherchen zeigten, daß schon einige Jahre vorher ein anderer Wissenschaftler die Relativitätstheorie mit hervorragenden Argumenten in Zweifel zog: Der Schweizer Wissenschaftler WALTER RITZ (RITZ 1911), den MAX von LAUE in seinem Buch von 1952: Die Relativitätstheorie (LAUE 1952) eingehend aber verneinend bespricht. WALTER RITZ starb jedoch schon im Jahre 1909 im Alter von 31 Jahren, so daß seine teils in Deutsch und teils in Französisch verfaßten Schriften kaum Beachtung fanden.
A: Einen Augenblick bitte! Du nanntest vorhin neben EINSTEIN und MAX von LAUE die Namen W. VOIGT, H. A. LORENTZ, J. LARMOR, H. POINCARE und H. MINKOWSKI. Was hat denn nun EINSTEIN zu der Relativitätstheorie beigetragen?
J: Er vertrat mit seiner Arbeit von 1905: Zur Elektrodynamik bewegter Körper (EINSTEIN 1905) als einer der ersten mit Nachdruck die Auffassung, daß es keinen Lichtäther, also kein reales Medium zur Fortpflanzung von elektro-magnetischen Wellen, gäbe.
A: Und setzte er sich mit dieser Auffassung in kurzer Zeit durch und brachte die vieldiskutierte wissenschaftliche Revolution in Gang?
J: Nein, keineswegs! Denn damals wie heute glaubten und glauben sehr viele Wissenschaftler an einen Lichtäther.
A: Das überrascht mich sehr. Denn ich war der Meinung, daß ein schlüssiger Beweis gegen den Lichtäther schon lange existiere.
J: Man umgeht heute geschickt diesen Begriff und nennt das Absoluter Raum oder Physikalischer Raum oder einfach nur Raum. Diesem Raum schreibt man nun alle diejenigen Eigenschaften zu, die früher dem Lichtäther zugeordnet wurden. In diesem Sinne ist der Lichtäther in der Tat nicht existent.
A: Läßt sich denn das als Bestätigung von EINSTEIN's Auffassung deuten?
J: Das eigentlich nicht! Denn EINSTEIN hatte versucht, die auf der Lichtäther-Hypothese basierende und auf H. A. LORENTZ zurückgehende und später nach diesem benannte LORENTZ-Transformation durch eine geringfügige Abänderung mit dem ätherlosen Konzept in Einklang zu bringen. Dies führte aber zu grundlegenden Widersprüchen und daraus abgeleiteten, äußerst merkwürdigen Folgerungen, welche die Kritik vor allem beanstandete.
A: Konnte nun EINSTEIN die Einwände mit Erfolg entkräften?
J: Leider nein! Er versuchte es zwar immer wieder. Doch stets ergaben sich neue, mindestens ebenso schwerwiegende, vor allem auch mathematische Widersprüche. Und er erklärte schon im Jahre 1909 (EINSTEIN 1909), daß die MAXWELL-sche Theorie, die der eigentliche Ausgangspunkt der Relativitätstheorie war, aufgegeben werden müsse. Im einzelnen führte er aus (Zitat von Seite 819, rechte Spalte): Daraus folgt, daß man zu einer befriedigenden Theorie nur dann gelangen kann, wenn man auf die Ätherhypothese verzichtet. Die das Licht konstituierenden elektromagnetischen Felder erscheinen dann nicht mehr als Zustände eines hypothetischen Mediums, sondern als selbständige Gebilde, welche von den Lichtquellen ausgesandt werden, gerade wie nach der NEWTON-schen Emissionstheorie des Lichtes. (Ende des Zitats).
PLANCK erwiderte hierauf (Zitat von Seite 825, linke Spalte): Nach den letzten Ausführungen von Herrn EINSTEIN wäre es notwendig, die freie Strahlung im Vakuum, also die Lichtwellen selber, als atomistisch konstituiert anzunehmen, mithin die MAXWELL-schen Gleichungen aufzugeben. Das scheint mir ein Schritt, der in meiner Auffassung noch nicht als notwendig geboten ist. (Ende des Zitats).
A: Hatte PLANCK denn hier nicht recht? Die MAXWELL-sche Theorie ist doch auch heute noch weltweit anerkannt!
J: Letzteres ist richtig! Auch heute noch, achtzig Jahre später, werden die MAXWELL-schen Gleichungen in Hochschulen und Universitäten als hohe Wissenschaft gelehrt, obwohl WALTER RITZ (siehe Gesammelte Werke von 1911) schon in den Jahren 1908 und 1909 alle wesentlichen Mängel der MAXWELL-schen Theorie detailliert aufgezeigt hatte. - EINSTEIN kannte diese Einwendungen von WALTER RITZ aus den Jahren 1908 und 1909 recht genau. Denn er hatte - nahezu als einziger deutscher Theoretiker - mit diesem in der Schweiz lebenden Wissenschaftler korrespondiert und sogar eine gemeinsame Veröffentlichung mit ihm herausgebracht (RITZ und EINSTEIN 1909). Hierin sind auch weitere Literatur-Fundstellen angegeben.
A: Da wäre es doch für EINSTEIN leicht gewesen, die Wissenschaftler seiner Zeit mit Bezug auf die Untersuchungen von WALTER RITZ zu überzeugen!
J: Genau da liegt nun der springende Punkt. EINSTEIN konnte sich mit seiner Auffassung bezüglich der Unhaltbarkeit der MAXWELL-schen Theorie nicht durchsetzen, da WALTER RITZ kurze Zeit zuvor verstorben war. EINSTEIN sah sich schon im Jahre 1909 ganz allein einer Übermacht von Wissenschaftlern gegenüber, die jahrelang die MAXWELL-sche Theorie propagiert hatten und nicht bereit waren, ihr Image aufs Spiel zu setzen. Also wurde EINSTEIN unausgesprochen vor die Alternative gestellt: ENTWEDER die MAXWELL-sche Theorie mit allen ihren Folgerungen zu akzeptieren ODER als Außenseiter abgestempelt zu werden.
A: Diese Entscheidung war doch sicher für EINSTEIN außerordentlich schwer!
J: Das stimmt. Doch blieb ihm gar keine andere Wahl mehr, da schon im Jahre 1911 MAX LAUE das Buch: Das Relativitätsprinzip (LAUE 1911) herausbrachte, in dem EINSTEIN für seine Beiträge zur Relativitätstheorie in hervorragender Weise herausgestellt wurde. Bedingt war dies natürlich auch dadurch, daß eine Vielzahl von Wissenschaftlern seine mathematischen Formeln und die daraus abgeleiteten, ungewöhnlichen Folgerungen begeistert und unkritisch übernommen hatte. Als besonders bemerkenswert wurde von den Anhängern EINSTEIN's die Aussage einer absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit angesehen, wobei die Lichtgeschwindigkeit auch die Funktion einer Grenzgeschwindigkeit erhielt.
A: Hat EINSTEIN später nicht wiederholt darauf hingewiesen, daß ihm hier ein unverdienter Ruhm zuerkannt worden sei?
J: Auch das ist richtig. Dies wurde von seinen Anhängern als eine übertriebene Bescheidenheit eines überragenden Genies ausgelegt. In Wirklichkeit entsprach es den Tatsachen. - EINSTEIN entwickelte ab nun eine ganz andere Theorie, die mit der bisherigen Relativitätstheorie, die später als Spezielle Relativitätstheorie bezeichnet wurde, in Widerspruch stand. In dieser Theorie, die dann in etwas irreführender Weise den Namen Allgemeine Relativitätstheorie erhielt, wurde an der sogenannten absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht mehr festgehalten und wurde der Lichtäther wieder eingeführt und als notwendig erachtet. In einer Rede von 1920 sagte EINSTEIN am Schluß (Zitat): Gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie ist ein Raum ohne Äther undenkbar; denn in einem solchen gäbe es nicht nur keine Lichtfortpflanzung, sondern auch keine Existenzmöglichkeit von Maßstäben und Uhren, also auch keine räumlich-zeitlichen Entfernungen im Sinne der Physik. (EINSTEIN 1920). Die Allgemeine Relativitätstheorie hat einen ganz eigenständigen Charakter. Es würde zu weit führen, hierauf im einzelnen einzugehen.
A: Das mit den zwei grundverschiedenen Relativitätstheorien ist mir völlig neu! Ich dachte, es gäbe nur eine einzige Relativitätstheorie, die in ihrem vollen Umfange von EINSTEIN geschaffen und von ihm auch bis an sein Lebensende vertreten wurde.
J: Es handelt sich hier um eine Irreführung der Öffentlichkeit, die rechtlich leider nicht angreifbar ist, was ich als Jurist besonders bedauere. Denn wissenschaftliche Aussagen unterliegen keiner gesetzlichen Regelung sondern nur der Beurteilung von Gutachtern. Gutachter beziehen aber in aller Regel ihr Wissen aus Lehrbüchern, die nur äußerst langsam den tatsächlichen Erkenntnissen der führenden Wissenschaftler folgen.
A: Jetzt allmählich geht mir ein Licht auf! Kein anderer als EINSTEIN selbst war - neben WALTER RITZ, auf den er sich sachlich stützte und der leider schon 1909 im 31. Lebensjahre gestorben war - der erste Kritiker der Relativitätstheorie. Aber schließlich wurden doch zahlreiche experimentelle Überprüfungen durchgeführt. Die mußten doch klar beweisen, ob die Spezielle oder die Allgemeine Relativitätstheorie der Realität näher kam.
J: Im Jahre 1919 wurde eine sogenannte experimentelle Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie durch EDDINGTON bei einer totalen Sonnenfinsternis durchgeführt. Die Anhänger der Speziellen Relativitätstheorie legten dieses Experiment, das im übrigen viele Fehlermöglichkeiten enthielt, zugunsten der Speziellen aus und schlugen EINSTEIN - zahlreichen Gegenstimmen zum Trotz - zum Nobelpreis vor, den er dann im Jahre 1921 auch tatsächlich erhielt.
A: Aber sicher hat EINSTEIN doch auf die grundsätzlichen Unterschiede der beiden Theorien hingewiesen und mit dieser Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie durch EDDINGTON die Widerlegung der Speziellen deutlich zum Ausdruck gebracht.
J: Sollte EINSTEIN seinen eigenen Ruhm untergraben, indem er die Öffentlichkeit über die wahren Zusammenhänge aufklärte? Das wäre für ihn als Nobelpreisträger ein Ding der Unmöglichkeit gewesen!
A: Ist es denn heute erwiesen, daß es einen Lichtäther gibt? Denn EINSTEIN selbst, der die Zusammenhänge ja am besten kannte, behauptete doch in seiner Rede von 1920, daß im Zusammenhang mit der Allgemeinen Relativitätstheorie ein Äther notwendig sei.
J: Die diesbezüglichen experimentellen Überprüfungen lassen auch heute einen zwingenden Schluß nicht zu. Hier können nur erkenntnistheoretische Überlegungen weiterhelfen. Diese allerdings sprechen mit sehr starken Argumenten gegen einen Lichtäther. Denn bisher führen alle Theorien, welche die Existenz eines wie auch immer gearteten Lichtäthers voraussetzen, zu inneren Widersprüchen.
A: Ist es dann nicht naheliegend, die Untersuchungen von WALTER RITZ, der offenbar neben EINSTEIN DER ERSTE KRITIKER DER RELATIVITÄTSTHEORIE war, erneut aufzugreifen und eingehend zu analysieren.
J: Das erscheint auch mir dringend notwendig. Leider sind die meisten Arbeiten von WALTER RITZ in Französisch geschrieben. Und welcher Naturwissenschaftler beherrscht schon hinreichend die französische Sprache?
A: Aber die französischen Texte könnten doch ohne weiteres in andere Sprachen übersetzt werden!
J: Das sind sie ja schon lange (HOVGAARD 1932, RITZ 1965, RITZ 1982)!!! Aber ich frage mich: Wie bringt man Fachleute dazu, diese Arbeiten auch zu lesen????
Walter Ritz, geboren zu Sitten am 22. Februar 1878, gestorben zu Göttingen am 7. Juli 1909, ist seinen Weg als Physiker gegangen, eine Lichtgestalt, deren Leben sich im Kampf gegen die Mächte des Dunkels verzehren sollte. Denn 1900 griff die Tuberkulose nach ihm; sie brauchte von 1904 an den größten Teil seiner Kräfte auf und fällte ihn schließlich. Als Schüler, Freund und Kollege der größten Gelehrten seiner Zeit und seines Faches: Hilbert, Voigt, Minkowski, Lorentz, Cotton, Paschen, Poincaré (der bei ihm abstieg, um die Verleihung des Prix Lecomte anzuzeigen), erscheint er mit seinem Namen an drei verschiedenen Stellen moderner Lehrbücher der theoretischen Physik - mehr als irgend ein anderer Forscher schweizerischer Herkunft. Eine physikalische Einheit trägt seinen Namen: der Ritz-Standard. Wer er war, weiß aber hier zu Land kaum jemand. Seine Arbeiten sind in den Gesammelten Werken, Oeuvres zusammengetragen (1911 bei Gauthier-Villars, Paris).
LITERATUR:
BARTH, G.(1954 - 1989): Autor zahlreicher Schriften zur Relativitätstheorie und Herausgeber der Zeitschrift: Wissen im Werden, Jahrgg. 1 bis 22, A-2063 Zwingendorf
BARTH, G.(1987): Wurde die Welt betrogen?, Zeitschr. raum & zeit, 28/87, S. 64 - 68
BGH (1963): Geisterreigen, Urteil des Bundesgerichtshofs vom 9. April 1963, Zeitschr. Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR) 1963, Nr. 12, S. 638 - 640
EINSTEIN, A.(1905): Zur Elektrodynamik bewegter Körper, Zeitschr. Annalen der Physik, Bd. 17, S. 891 - 921
EINSTEIN, A.(1909): Über die Entwicklung unserer Anschauungen über das Wesen und die Konstitution der Strahlung, Physikalische Zeitschrift, Bd. 10, Nr. 22, S. 817 - 825
EINSTEIN, A.(1920): Äther und Relativitätstheorie, Rede, gehalten am 5. Mai 1920 an der Reichs-Universität zu Leiden, Springer-Verlag, Berlin
FRIEBE, E.(1985): Wurde Albert EINSTEIN das Opfer der Wissenschaftler seiner Zeit?, Zeitschr. Erfahrungswiss. Blätter, München 1985, H. 2, S. 1 - 5
FRIEBE, E.(1988a): Was sind physikalische Gesetze?, Zeitschr. raum & zeit, 32/88, S. 88 - 91
FRIEBE, E.(1988b): Wie es zur Relativitätstheorie kam, Zeitschr. raum & zeit, 34/88, S. 86 - 89
GEHRCKE, E.(1914): Die erkenntnistheoretischen Grundlagen der verschiedenen physikalischen Relativitätstheorien, aus: Kantstudien Bd. 19, S. 481 - 487
GUT, B. J.(1981): Immanent-logische Kritik der Relativitätstheorie, Verlag Rolf Kugler, CH-6317 Oberwil b. Zug
HOVGAARD, W.(1932): RITZ's Electrodynamic Theory, Journal of Mathematics and Physics, Vol. XI, Massachusetts Institute of Technology Press, S. 218 - 254
HUND, F.(1980): Wer hat die Relativitätstheorie geschaffen?, Zeitschr. Physikalische Blätter, Bd. 36, Nr. 8, S. 237 - 240
ISRAEL, H. et. al.(1931): Hundert Autoren gegen Einstein, Verlag R. Voigtländer, Leipzig
KANTOR, W.(1976): Relativistic Propagation of Light, Coronado Press, Lawrence, Kansas
KRETZSCHMAR, H.(1987): Neue Betrachtungen zur Relativitätstheorie, Zeitschr. raum & zeit, 26/87, S. 46 - 52
LAUE, M.(1911): Das Relativitätsprinzip, Verlag Friedr. Vieweg, Braunschweig
LAUE, M.(1952): Die Relativitätstheorie, Bd. I, Verlag Friedr. Vieweg, Braunschweig
PAGELS, K.(1985): Mathematische Kritik der spez. Relativitätstheorie, Verlag Rolf Kugler, CH-6317 Oberwil b. Zug
RITZ, W. und EINSTEIN, A.(1909): Zum gegenwärtigen Stand des Strahlungsproblems, Physikalische Zeitschrift, Bd. 10, Nr. 9, S. 323 - 324
RITZ, W.(1911): Gesammelte Werke (Oeuvres), Gauthier-Villars, Imprimeur-Libraire, Paris
RITZ, W.(1965): Theorien über Aether, Gravitation, Relativität und Elektrodynamik, Hrsg. Dr. Carl Dürr, Schritt-Verlag, Bern
RITZ, W.(1982): Kritische Untersuchungen zur allgemeinen Elektrodynamik, aus dem Französischen. Hrsg. Dr. Carl Dürr, CH - 6574 Vira
SAPPER, K.(1957, 1962): Kritik und Fortbildung der Relativitätstheorie, Bd. 1 und Bd. 2, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz
THEIMER, W.(1977): Die Relativitätstheorie. Lehre - Wirkung - Kritik, Verlag Francke, Bern und München
WICKERT, J.(1984): Albert Einstein mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, Taschenbuch rm 162